Die Piuskirche liegt im Kirchort Edith Stein. Seit September 2016 wird sie vom Generalvikariat des Bistums verwaltet und ist ein Zentrum für muttersprachliche Gemeinden. Beheimatet sind dort die afrikanische, die arabische und die ungarische Gemeinde. Wir nutzen Kirche und Pfarrheim als Gäste.
Adresse: Elbestraße 7, 48145 Münster
Bushaltestelle: Elbestraße (Linie 2+4)
Im Zuge des Baubooms nach dem 2. Weltkrieg und durch den Zuzug vieler heimatloser Menschen, vor allem aus dem Osten, wachs die Gemeindegröße der Erphogemeinde massiv an. 11 000 eingeschriebene Katholiken zählte man und entschloss sich so etwa 1960, in dem Gebiet zwischen Schiffahrter Damm und Kanal - Blitzdorf genannt - wiederum eine neue Kirche zu bauen, auf einem Gelände, das bis dahin "grüne Wiese" war, in einer Senke gelegen, in der im Winter Wasser stand und Schlittschuh gelaufen wurde. Das Bistum hatte schon 1953 hier Baugelände gekauft.
Nun wurde geplant und vor allem erst einmal Geld gesammelt. Der Kostenvoranschlag für die Kirche betrug - darüber muss man heute schmunzeln - 450.000 bis 500.000 DM. Die Summe wurde um einiges überschritten, aber rund zur Hälfte durch Spenden und Sammlungen aufgebracht. Aktionen wie "Münster hilft Münster" brachten u.a. Geld ein. Im Wesentlichen trug aber die Kirchengemeinde Erpho den Eigenanteil der Finanzierung, vor allem auch Planung und Organisation der Spendenaktionen.
Mit der Planung des Kirchbaus wurde der damalige Kaplan von Erpho, Bernhard Leuer, beauftragt. Der Grundstein der Kirche konnte im Juli 1962 gelegt werden. Die Einweihung erfolgte im Advent 1963. Die Kirche wurde zur Zeit des 2. Vatikanischen Konzils erbaut und verwirklicht ideal die konziliaren Vorstellungen und damals sehr neuen Ideen vom Versammlungsraum der Gemeinde. Ihr Grundriss ist sechseckig. Die sechste vordere Spitze ist sozusagen weggeschnitten und durch den Chorraum hinausgezogen. Im Zentrum der Kirche steht der Altar. In diesen eingemauert sind die Reliquien der hl. Ursula und Faustina.
Die Kirche ist dem hl. Papst Pius X geweiht. Wieso nun gerade dieser Pfarrpatron? Der Grund liegt in einem ganz und gar zufälligen Ereignis, von dem die Chronik berichtet: Pfarrer Leuer, der Gründungspfarrer von St. Pius, fand als kleiner Junge wohl rein zufällig im Straßengraben in der Nähe seines Elternhauses in Wettringen ein Bild Pius X. Dieses Bild fand, da sich kein Besitzer meldete, einen Ehrenplatz im Wohnzimmer der Familie und Bernhard Leuer verehrte seither den hl. Pius ganz besonders. So schlug er vor, ihn zum Pfarrpatron "seiner" neuen Kirche zu wählen, was nach einigen Schwierigkeiten auch durchkam. Eine Reliquie von Pius X. befindet sich im Vortragekreuz, dass in die Wand der Seitenkapelle eingelassen ist. Dieses Kreuz wurde der Piusgemeinde von der Muttergemeinde Erpho zur Pfarrerrichtung geschenkt.
Pius X gilt als einer der größten Reformpäpste der Kirchengeschichte und leitete die Kirche von 1903 bis 1914. Geistlicher Aufbruch (z.B. durch die Hinführung der Gläubigen zur Heiligen Schrift oder den Wunsch nach einer häufigen Erfahrung der Eucharistie für alle, auch schon der Kinder) standen dabei neben eher regressiven Tendenzen (z.B. in einer strikten Verurteilung der Moderne, auch durch alle kirchlichen Mitarbeiter). Er reformierte die Römische Kurie, widmete sich der Katechese und den Priesterseminaren und leitete eine Reformgesetzgebung ein. Er setzte sich auch für die überlieferte Kirchenmusik („Gregorianik“) ein. Konflikten mit anderen Staatsoberhäuptern ging er nicht aus dem Weg. Auf ihn geht die Kinderkommunion zurück, ebenso die Wichtigkeit der tätigen Teilnahme aller Gläubigen an der Feier der Gottesdienste. Im persönlichen Umgang war er spontan, freundlich und legte auf sein hohes Amt keinen besonderen Wert. Er mied die majestätische Redeweise („Wir“), trieb keinerlei fürstlichen Aufwand, zeigte sich fast nie mit der Papstkrone und blieb immer großzügig und persönlich verbindlich.
1967 wurde die Orgel der Piuskirche eingeweiht. Eine Schleifladenorgel mit mechanischem Spiel und elektronischer Registratur, 2 Manuale und Pedal bei 19 Registern aus der Orgelwerkstatt Matthias Kreienbrink, Osnabrück-Münster-Fulda.
Erst im Jahr 1988 wurden in den 1964 errichteten Glockenturm auch Glocken gehängt. Die Kinder der Kirchengründer taten durch die durch hohes Spendenaufkommen finanzierte Geläut ihren eigenen Beitrag zur Piuskirche. Im Jahr 2010 wurde die Seitenkapelle renoviert.
Pfarrer an der Piuskirche: Bernhard Leuer von 1963 - Januar 1979; Lothar Große Rüschkamp von Juni 1979 - November 2000; Hubertus Krampe seit Dezember 2000 (nach der Fusion auch Pfarrer der Gemeinde Hl. Edith Stein). 2013-2015 Martin Sinnhuber als Pfarrer von Sankt Mauritz, seit 2015 Hans-Rudolf Gehrmann.
Lesen Sie hier den Eintrag zur Piuskirche im MünsterWiki.
Die Orgel der Piuskirche
Die Orgel in der Piuskirche wurde 1967 vom Osnabrücker Orgelbauer Matthias Kreienbrink erbaut und hat mechanische Schleifladen. Ihre Disposition entwarf Erphoorganist Heinz Diekamp:
I Hauptwerk
- Prinzipal 8'
- Rohrflöte 8'
- Oktave 4'
- Gedacktflöte 4'
- Waldflöte 2'
- Mixtur IV-V 1 1/3'
- Holzdulcian 16' II/I
II Schwellwerk
- Bleigedackt 8'
- Blockflöte 4'
- Prinzipal 2'
- Sifflöte 1 1/3'
- Septsesquialter III 1 3/5'+1 1/3'+1 1/7'
- Scharff III-IV 2/3'
- Schalmey 8'
- Tremulant
Pedal
- Subbass 16'
- Offenbass 8'
- Choralbass 4'
- Basskornett III 2 2/3'
- Stillposaune 16'
- II/P
- I/P
Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch. Eine freie Kombination ist vorhanden.