Haus Lütkenbeck liegt im Bereich des Kirchorts Herz Jesu und gehört zu den Adelssitzen, die die Stadt Münster seit Jahrhunderten wie einen Kranz umgeben. 1695 ging das Gelände und ein Vorgängerbau an die Familie Droste zu Vischering über, in deren Eigentum es noch heute ist. Um 1701 begann eine großangelegte Neubaumaßnahme, zunächst mit der heute noch bestehenden Kapelle in Form eines Oktogons. Gegenüber liegt ein weiteres Oktogon, als Gefängnis (Gerichtsturm) bezeichnet. An jeder Seite eines Oktogons lag ein großes Wirtschaftsgebäude, das Bauhaus bei der Kapelle und das Zehnthaus gegenüber. Das Bauhaus wurde nach einem Brand 1847 wiedererrichtet, 2013 an selber Stelle durch ein Wohnhaus ersetzt. Beide Wirtschaftsgebäude sind seit ca. 1719 mit den Oktogonen durch Arkadengänge verbunden, die einen Viertelkreis bilden.
Die heute im Grundriss noch vorhandene Anlage bildete die Vorburg (Architekt: Lambert Friedrich Corfey) zu einem prachtvollen Herrenhaus (Architekt vermutlich Gottfried Laurenz Pictorius), das nach 1705 errichtet und wohl im Sommer 1720 fertig war. Doch schon wenige Monate später brannte dieses Haupthaus im Dezember 1720 bis auf die Grundmauern nieder, der einzige erhaltene Wohnturm wurde 1835 abgebrochen. Die Steine des Hauses fanden Verwendung beim Bau des sog. Erbdrostenhofes an der Salzstraße. In diesem Adelshof kam 1863 Maria Droste zu Vischering zur Welt. 1888 trat sie in das Kloster der Schwestern zum Guten Hirten ein und erhielt den Ordensnamen Maria vom Göttlichen Herzen. In einer mystischen Vision erfuhr sie den Auftrag, dass die ganze Welt dem Herzen Jesu geweiht werden solle, was 1899 tatsächlich durch Papst Leo XIII. erfolgte. Am 1. November 1975 wurde Maria durch Papst Paul VI. selig gesprochen (Gedenktag 8. Juni): Eine Reliquie erhielt die Kapelle in Lütkenbeck. Ein Patrozinium ist nicht bekannt, wegen einer Marienstatue des 19. Jhds. wird sie als Marienkapelle bezeichnet.
Die zweigeschossige Kapelle wurde aus roten Feldbrandsteinen, glasierten Backsteinen und Sandstein errichtet, in typisch westfälischer Manier. Barocke Pracht bestimmen das Innere mit Stuckgewölbe, Blattornamenten und Blütengirlanden und zahlreichen schwerelos erscheinenden Putti; über dem Portal der hl. Michael im Kampf. Die Altargemälde von 1708 sind nicht mehr vorhanden und wurden 1965 durch andere barocke Darstellungen ersetzt.
Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden von Haus Lütkenbeck blieb die Kapelle im Zweiten Weltkrieg von Bomben verschont und ist damit die einzige original erhalten gebliebene Barock-Kirche Münsters; sie erlitt allerdings Schäden durch Luftdruckwellen. Am vierten Adventssonntag 1949 fand erstmals wieder ein Gottesdienst statt, eine sorfältige Restaurierung erfolgte im Jahre 1964. Die geistliche Betreuung der Kapelle lag in den Händen der Pfarrei Herz Jesu, musste aber 1987 aufgegeben werden. Auftretende Schäden am Deckengewölbe, den barocken Figuren und am Altar sowie 1990 der Einsturz des Arkadenganges an der Kapelle veranlassten den Pfarrgemeinderat von Herz Jesu 1995, einen Arbeitskreis zur ihrer Rettung ins Leben zu rufen. Ihm gehörten Gemeindemitglieder, Denkmalpfleger, Vertreter der Lütkenbecker Anwohner sowie natürlich Mitglieder der gräflichen Verwaltung an: Mit vereinten Kräften - wobei die finanzielle Hauptlast von der Familie Droste Vischering getragen wurde und Zuschüsse vom Land, der Stadt und der Stiftung Denkmalschutz kamen - konnte am Tag des offenen Denkmals 1999 die Einweihung und Wiedereröffnung der Kapelle gefeiert werden.
Regelmäßige Gottesdienste gibt es nicht mehr in der Kapelle; desto größer ist die Freude, immer am letzten Freitag in den Sommermonaten in diesem stimmungsvollen Gotteshaus in ländlicher Umgebung Eucharistie feiern zu dürfen, und auch die Feier des Erntedankfests in dem schönen Rahmen von Haus Lütkenbeck hat schon eine lange Tradition.