Der Mauritzer Prozessionsweg ist ein Teil des Pilgerwegs von Münster nach Telgte. Schon seit mehr als 400 Jahren sind gläubige Menschen betend den Prozessionsweg in Mauritz gegangen und viele Spaziergänger haben auf dem Weg ins Grüne Erholung gesucht. Dieser Weg ist ein ganz besonderes und in Münster einmaliges Kulturgut, das man hegen und pflegen muss.
Zu diesem Zweck wurde die Initiative Prozessionsweg St. Mauritz Münster e.V. im Mai 2007 gegründet. Freunde des Prozessionsweges, Anwohner und aktive Kreuzwegpaten fanden sich zusammen, um durch ihr Engagement den alten Wallfahrts- und Erholungsweg zu schützen und zu fördern.
Die Ziele des Vereins sind im Besonderen:
- den Prozessionsweg und seine Kreuzwegstationen zu pflegen,
- die Geschichte des jahrhunderte alten Weges zu dokumentieren,
- den Wert dieses besonderen Bodendenkmals bewusst zu machen,
- mit Aktionen auf und an dem Weg christliches Kulturgut zu fördern,
- die Interessen des Prozessionsweges gegenüber Institutionen zu vertreten.
Kreuzwegpaten: Seit über 10 Jahren haben interessierte Menschen die Patenschaft über eine Kreuzwegstation am Prozessionsweg übernommen. Die Paten kümmern sich ehrenamtlich um die Pflege der Stationen, bepflanzen die Flächen vor den Bildstöcken und dem Weißen Kreuz und schmücken sie zu besonderen Anlässen mit Kerzen und Fahnen.
Briefkasten: Briefkästen gibt es viele. Ein ganz besonderer Briefkasten aber steht seit dem Jahr 2008 am Prozessionsweg. Geschaffen und aufgestellt hat ihn der Künstler Klaus Wethmar für „Briefe an Gott“. Eine reale Postbeförderung gibt es natürlich nicht, die Zustellung erfolgt augenblicklich und auf direktem Wege.
Geistliche Angebote: Der Prozessionsweg ist nicht nur am Karfreitag ein Gebetsweg. An diesem aber gibt es von einer ganzen Reihe von Gemeinden eine Kreuzwegandacht entlang des Weges. Auch die Kita-Kinder erfahren jedes Jahr den Kreuzweg Jesu mit HIlfe des Prozessionsweg als ein Weg "mitten dadurch, wo wir wohnen" (Aussage eines Kindes). Zweimal jährlich - in der Adventszeit und der Karwoche - ist der Prozessionsweg der erste Abschnitt für eine abendliche Wallfahrt nach Telgte.
Lichterweg: Zweimal, 2009 und 2013, erstrahlte der Prozessionsweg im Lichterglanz. Anwohner und Gruppen der Gemeinde illuminierten den Weg, bildeten auch thematische BIlder-Stationen. Musikalische Beiträge, vom Gitarrenduo über Chorgesang bis hin zu Klängen von Klangschalen, verschafften einen ruhigen und besinnlichen Eindruck in der Abenddämmerung.
Führungen: Es gibt jährlich in den Sommermonaten stadtgeschichtliche und naturkundliche Führungen auf dem Mauritzer Prozessionsweg.
Kontakt:
Initiative Prozessionsweg
c/o Pfarrbüro an der Mauritzkirche
Sankt-Mauritz-Freiheit 25, 48145 Münster
Telefon 620 120 0 100
Email info@prozessionsweg-mauritz.de
Die Initiative ist dankbar für jede Unterstützung und freut sich über Anregungen und Spenden! Spendenkonto: DKM Dahrlehnskasse Münster, Konto 185 164 00 - BLZ 400 602 65.
Der Prozessionsweg und seine Geschichte
Der Prozessionsweg ist bis auf den heutigen Tag Kirchweg, Kreuzweg, Prozessions- und Wallfahrtsweg. Viele Menschen sind ihn schon betend gegangen. Er ist aber auch ein beliebter Spazierweg hinaus ins Grüne für die Menschen, die Erholung und Entspannung suchen. Schon in uralten Zeiten liefen über den Weg Handel und Verkehr, die Landbewohner gingen über ihn zur Kirche St. Mauritz und die Wallfahrer zogen über den Weg zum Gnadenbild der Mutter Gottes nach Telgte. Hier geben wir einen kleinen geschichtlichen Überblick:
1609 Im Juli 1609 wird erstmals eine größere Wallfahrt von Münster nach Telgte dokumentiert. Es ist vermutlich die erste Wallfahrtsprozession in der Geschichte der Telgter Wallfahrten und im Fürstbistum überhaupt. Organisiert wird sie von einem Lehrer am jesuitischen Gymnasium in Münster.
1708 Seit 300 Jahren hat das „Weiße Kreuz” am Ende des Prozessionsweges den Wirren der Zeit getrotzt. Auf seinem Sockel stehen in Sandstein gehauen ein längeres Gebet und die Jahreszahl 1708. Über den Stifter und den Anlass, der zu der Errichtung führte, weiß man leider nichts. Gesichert scheint aber, dass das schöne Gabelkreuz mit dem Corpus Christi von Johann Wilhelm Gröninger gestaltet wurde. Das Kreuz zählt zu den ältesten Wegekreuzen am Stadtrand von Münster und gehört zum Kunstbesitz der Pfarre St. Mauritz.
1740 Der Fahr- und Handelsweg wird vom Prozessionsweg getrennt und auf die heutige Warendorfer Straße verlegt.
1848 Auf dem Weg werden vier Stationsbilder mit den Gesätzen des Schmerzhaften Rosenkranzes aufgestellt, gestaltet von Johann Adam Ney, dem Vater der berühmten Bildhauerin Elisabet Ney.
1853 Schon 5 Jahre später werden sie entfernt, um einen Kreuzweg mit den 14 Stationen des Leidens Christi zu errichten. Einer Familienchronik zufolge werden sie von dem Bildhauer Bernhard Allard geschaffen.
1857 Der Bischof von Münster erteilt der Pfarre St. Mauritz die Erlaubnis zur Durchführung von Prozessionen bis zum „Weißen Kreuz”. So wird der schöne, mit Linden bepflanzte Weg, von der Kirche St. Mauritz ausgehend, zum eigentlichen „Prozessionsweg”.
1882 In diesem Jahr müssen die teilweise verwitterten oder böswillig demolierten Stationen durch neue ersetzt werden. Die Sandsteingehäuse dazu stammten von Carl Schürmann aus Münster, die darin eingefassten Bilder aus farbigem Zinkguss wurden von der Mayerischen kgl. Kunstanstalt in München gefertigt.
1958 Die alten Kreuzwegstationen haben durch den Krieg sehr gelitten und sind teilweise mutwillig zerstört worden. So wird entschieden, den Kreuzweg vollkommen zu erneuern und den Auftrag dazu an den berühmten Bildhauer Heinrich Gerhard Büker aus Vellern zu geben. Die einzelnen Kreuzwegstationen werden von ihm als erhabenes Relief aus einem Steinblock gehauen.