Baugeschichte der Mauritzkirche
Romanisch: Das Stift St.Mauritz wurde von Bischof Friedrich I. (1064-1084) gegründet. Von dem ersten Kirchenbau sind heute nur noch die beiden Osttürme erhalten. Ein Holz aus dem nördlichen Chorflankenturm ließ sich mittels der Jahresringanalyse in das Jahr 1068 datieren. Der Westturm und die Erphokapelle entstanden im 12. Jahrhundert. Die Kapelle schließt mit einer deutlichen Baunaht an den Turm an. Sie ist also nicht gleichzeitig, sondern später als dieser errichtet worden. Das romanische, einschiffige Langhaus wurde im 19. Jahrhundert abgebrochen. Der ursprüngliche Chor war quadratisch mit halbkreisförmiger Apsis. Er wurde im 15. Jahrhundert durch den heutigen Chor ersetzt.
Gotisch: Der Bau des heutigen, gotischen Chores wird dem Propst Heinrich Franzoys (1440-1471) zugeschrieben. In seine Wände wurden die des romanischen Vorgängers teilweise einbezogen. Der Neubau wurde 1476 geweiht. Etwas später entstand die gotische Sakristei.
Neuromanisch: Emil von Manger (1824-1902) war der Baumeister des 1859-1861 im neuromanischen Stil errichteten basilikalen Langhauses. Die Gewölbe des Mittelschiffes wurden hierbei nicht als rundbogige (romanische) Kreuzgratgewölbe, sondern als spitzbogige (gotische) Rippengewölbe ausgeführt. Dadurch wurden sie denen des gotischen Chores angeglichen. Zusammen mit der heutigen Ausmalung bewirkt dies einen erstaunlich einheitlichen Gesamteindruck des Kirchenraumes. Über die ursprünglich farbige Ausmalung der ganzen Kirche geben heute nur noch alte Fotos und einige Freilegungsfenster im Putz der Erphokapelle Auskunft.
Ausstattung
Chor
- Altarbild von 1664, Kreuzigung in flämischer Art. Links erscheint der Stifter, Propst Arnold von Vittinghoff gen. Schell
- Kreuzigungsbild des bedeutenden Renaissancemalers Hermann tom Ring, 1547. Neben dem Kreuz Maria und Johannes, vorne die Brüder Peter und Heinrich Bischopink mit ihren Schutzpatronen Petrus und Mauritius
- Holztafel mit 16 kleinen Reliefs, die Szenen der Passionsgeschichte in flachen Korbbogennischen darstellen
- Epitaph des Stiftscholastikers Johann Schenking (+1471). Madonna im Strahlenkranz mit Engeln, der Apostel Andreas mit dem knienden Stifter und der HI. Mauritius
- Die zwölf Apostel an den Gewölbediensten von H. Fleige entstanden kurz vor 1870 im neugotischen Stil
Langhaus
- Taufstein, 1873, neuromanisch, von Hertel entworfen
- Epitaph, wahrscheinlich des Hermann Dachmann (+ 1465). Christus als Schmerzensmann, Maria, Johannes, Gottvater und Engel
- Madonna mit Kind, 1861, von Wilhelm Achtermann. Dieser gehört zu den bedeuten den Vertretern des Nazarenertums
- Orgelprospekt, 1882, nach einem Entwurf von Wilhelm Rincklake. Den Figurenfries malte Marianne Wagener
- Epitaph des Philipp Friedrich von Twist (+ 1574)
- Epitaph des Franz Wilhelm Mensing (+ 1653)
- Im Fußbodenbelag ist das Grab des Gründungsbischofs Friedrich I. v. Wettin (+ 1084) gekennzeichnet
Vorhalle des südlichen Seitenschiffes
- Figur des HI. Josef, 1866 von Stracke geschaffen
- Epitaph des Christoph Beming (+ 1696)
Erphokapelle
- Grabmal des Bischofs Friedrich I. von Wettin. Es wurde als Ersatz für eine von den Wiedertäufern zerstörte Tumba 1576 vom münsterschen Bildhauer Johann Reining geschaffen. Nach dem Neubau des Langhauses wurde es vom Grab im Langhaus an den heutigen Platz versetzt
- Grabmal des Bischofs Erpho (+ 1097). Es wurde 1620 ebenfalls als Ersatz für ein zerstörtes Grabmal geschaffen
- Epitaph des Johann Beiholt (+ 1489), Kreuzabnahme
- Epitaph des Bertold Bischopink (+ 1534), Christus vor Pilatus, von Johann Brabender
- Epitaph ohne Inschrift, Krönung Mariens aus der Mitte des 18. Jahrhunderts
- Epitaph ohne Inschrift, Kreuzabnahme aus der 1.Hälfte des 17. Jahrhunderts
Außenbau
- Inschrifttafel für Maria Hannamann (+ 1578).
- Monumentale Kreuzigungsgruppe aus Sandstein, um1630. Gilt als ein Werk des Gerhard Gröninger ( um 1582-1652)
- Spätgotische Nische mit Muttergottes. Das um 1500 entstandene Original ist hier durch eine Kopie ersetzt und wird im Pfarrhaus aufbewahrt
Türme
Die ältesten Bildwerke der Mauritzkirche sind die ursprünglich zwölf Sandsteinreliefs von Ritterheiligen und heiligen Frauen, die oben an den Osttürmen angebracht sind. Sie stammen aus der Bauzeit der Türme um 1070. Original sind heute nur noch drei Reliefs. Diese werden im Landesmuseum aufbewahrt. Die Reliefs an den Türmen sind entweder stark überarbeitet oder Repliken.