Herausforderungen annehmen
Dass sich die Kirche im Bistum Münster in einer Umbruchsituation befindet, betonte Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp. Er forderte die Pfarreitsratsmitglieder auf, den Weg der Veränderung mitzugehen: „Wir können mit Stil, Stolz und Anstand zu einer Minderheit in der Gesellschaft werden, die wir mitgeprägt, mitgestaltet und manchmal auch negativ mitbeeinflusst haben.“
Winterkamp ging auch auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ein. Dieser sei nicht ausgestanden. „Wir sind es den Betroffenen schuldig, alles zu tun, den Missbrauch aufzuarbeiten, auch wenn unser Kirchen- und Priesterbild darunter leidet“, sagte der Generalvikar. Er sicherte zu, dass alle bekannten Fälle der Staatsanwaltschaft gemeldet würden.
Winterkamp ergänzte, dass das Bistum Münster bei den Präventionsschulungen sowie mit der Erstellung von Institutionellen Schutzkonzepten (ISK) unter den deutschen Bistümern vorbildlich sei. Die Pfarreien, die bislang noch kein ISK erarbeitet hätten, bat der Generalvikar, sich des Themas anzunehmen: „Wir brauchen diese Schutzkonzepte.“
Nach den deutlichen Worten des Generalvikars ging es in zehn Workshops weiter. Sie widmeten sich den Themen freiwilliges Engagement, Bewahrung der Schöpfung, Umgang mit Konflikten, Experimente in der Pastoral zu wagen, lokale Pastoralpläne, Nachrangigkeiten entwickeln, Leitungsaufgaben, Frauen in der Kirche, Jugendarbeit und Datenschutz.
Wie unter anderem mit Konflikten in der Gremienarbeit umgegangen werden kann, darüber informierten die Expertinnen der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) des Bistums Münster, Andrea Stachon-Groth und Monika Holtkamp.
Erwartungen formulierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops „Frauen und Kirche“: „Wir plädieren für eine Frauenquote zum Beispiel im Kirchenvorstand.“ Auch Seelsorgeteams sollten paritätisch mit Frauen und Männern besetzt sein, so eine weitere Forderung.
Pastoralreferent Daniel Gewand stellte das Projekt „frei.raum.coesfeld“ vor, ein spezielles Angebot für junge Erwachsene, „die etwas mit Gott und Glauben zu tun haben wollen“. Gewand ermutigte die Workshopteilnehmer anhand von Beispielen, Ungewöhnliches auszuprobieren.
Diesen Mut nehmen Elisabeth Hillma-Zutelgte und ihre Mitstreiterinnen aus der Metelener Pfarrei Ss. Cornelius und Cyprianus gerne mit nach Hause: „Wir haben viele spannende Ideen und neue Kontakte gesammelt.“ Christina Bückers hat besonders der Austausch mit den anderen Ehrenamtlichen gutgetan: „Man weiß jetzt, dass man nicht allein ist.“
Den Tag über schaute auch Bischof Genn in den Workshops vorbei. Er nutzte die Gelegenheit, mit den Teilnehmenden beim Stehkaffee ins Gespräch zu kommen: „Ich bin dankbar für das Potenzial an Frauen und Männern, mit dem wir die Kirche von Münster in die Zukunft führen können“, sagte der Bischof vor dem Schlusssegen. Der „Tag der Pfarreiräte“ sei in erster Linie dazu da, den Ehrenamtlichen den Rücken zu stärken: „Nebenbei ist dieser Tag aber auch Ermutigung für meine Arbeit.“
Nach der vielen kreativen Kopfarbeit betätigten sich die Pfarreiräte musikalisch-rhythmisch. Die Trommlergruppe „DrumEvents“ begeisterte die Ehrenamtlichen mit temperamentvollen Mitmachaktionen.
Gudrun Niewöhner