Wie seit vielen Jahren schon, gibt es auch 2013 in der Herz-Jesu-Kirche an der Wolbecker Straße wieder eine Krippe, die anders ist als andere. Die Besucher stehen hier nämlich nicht in einer gewissen Entfernung vor der Krippe und betrachten sie. Nein, es gibt keine Distanz zu dem uralten Wunder der Weihnacht. Die Menschen erleben das Geschehen direkt, sie können Rast machen vor der Krippe, ruhig werden, zu einem Teil von ihr werden. Die Worte des Weihnachtsevangeliums werden an diesem Ort sicht- und begehbar.
Im Anfang ist der Plan. Jedes Jahr ein neuer. Kann er umgesetzt werden? Das Ergebnis, das jedes Jahr viele Menschen vom Kirchort Herz Jesu, aus der Pfarrei Sankt Mauritz und weit darüber hinaus anzieht, kann es wieder eine begehbare Krippenlandschaft werden, die ausstrahlt auf die Stadt und ihre Umgebung? Noch liegt sie im geheimnisvollen Dunkel des Chorraums, noch ist das Werk nicht vollendet, noch sind die Krippenbauer bei der Arbeit.
Das, was auch Tage vor Heilig Abend eher einer Krater- als einer Krippenlandschaft gleicht, ist seit langem geplant und durchdacht, und doch entspricht die Umsetzung häufig nicht dem Plan: Zu viele Unwägbarkeiten sind vorher nicht absehbar, so z.B. die Anzahl, die Größe und das Aussehen der Tannenbäume, die beschafft werden können. Zudem bilden die Krippenbauer zwar seit vielen Jahren ein eingespieltes Team von ca. 20 Personen – aber ein Team voller individueller Fähigkeiten, Ideen und Visionen. So erhält jeder eine Aufgabe, einen Ort der Landschaft, den er persönlich gestalten kann – bei Ideenstillstand oder eher überbordender Phantasie bietet das Leitungsteam zurückhaltend Hilfe und Unterstützung an.
Die verwendeten Materialien entstammen den heimischen Haushalten ebenso wie Bastelgeschäften und werden mit viel Phantasie genutzt und verfremdet: So entsteht nach Einsprühen mit grüner Farbe und vorsichtigem Zerknuddeln aus meterlangem braunem Packpapier ein Material, das einer kargen Felslandschaft täuschend ähnlich sieht. Die wichtigsten Stoffe stammen aus der Natur: Holz in jeder Größe, Form und Bearbeitung, dicke Steine (dieses Jahr aus dem Sauerland), Eimer voll mit feinem Sand und Kieseln. Nur an einer Stelle gehen die Krippenbauer keine Kompromisse mehr ein: bei dem bei Groß und Klein so beliebten Teich mit Goldfischen. Hier wird kein Geld gespart, sondern es kommt nur eine echte dicke Teichfolie zum Einsatz. Zu aufregend waren die Stunden, bei denen es früher hieß: „Achtung, der Teich läuft aus!“
Auch die zum Teil sehr alten Figuren finden immer wieder liebevolle Aufmerksamkeit: Da werden Umhänge gewaschen und gereinigt, Strümpfchen gestrickt, Gewändern ein möglichst zeittypisches Aussehen gegeben - und wenn denn wirklich mal eine Figur Schaden gelitten hat, wird sie in einer Werkstatt in Herzebrock wieder hergestellt und bei der Rückkehr begrüßt wie ein vermisster Freund. Und manchmal erhalten die Bewohner der Krippe auch Zuwachs, wie in diesem Jahr. Mehr wird hier nicht verraten.
Im Mittelpunkt eines Sterns steht eine prachtvolle Tanne: Sie breitet schützend die Zweige über die Krippe, die Höhle und das Lager der Hirten. Konsequent liegt die Herberge, in der Maria und Josef keinen Platz gefunden haben, außerhalb des Sterns: Hier könnte die Wanderung durch die Krippenlandschaft beginnen, die schon bald zu einem versteckten Ort nur für die Kinder führt; eine Brücke über einen rauschenden Bach muss erklommen werden, er spendet das Wasser für einen großen Teich, vorbei an einer Oase mitten in einer Wüste führt der Weg – zur Krippe. Sie ist ausgerichtet auf den Hauptaltar.
Wenn Maria und Josef mit ihrem braven Lasttier, dem Esel, am Heiligen Abend die Krippe erreichen, haben sie einen langen Weg durch den Kirchort Herz Jesu hinter sich: Sie fanden herzliche Aufnahme im Kettelerhaus, im SKF „Frauenhaus“, in der Bahnhofsmission und in der Casa Mauritz. Sie wollten gerade bei den Menschen sein, die häufig selbst wenig Annahme finden. Auch die drei Könige ziehen von Ferne durch das Gemeindegebiet zur Kippe, als wollten sie die Menschen auffordern mitzugehen: Am 5. Januar werden sie ankommen.
Regelmäßig wird die Krippenlandschaft umgestaltet, so dass sich mehrere Besuche lohnen. Die letzte Möglichkeit zum Krippenbesuch besteht am 26. Januar 2014. Danach werden die Figuren weggelegt, die Lichterketten abgenommen und die Hütten und Bäume abgeräumt. Damit ist die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Krippenbauer erst einmal getan. Neue Ideen für Weihnachten 2014 schlummern aber schon in ihren Köpfen.
Info:
Die Krippe in der Herz-Jesu-Kirche, Wolbecker Straße, ist täglich außerhalb der Gottesdienste von 9 bis 18 Uhr zu besichtigen, vom 24. Dezember 2013 bis zum 26. Januar 2014. Anmeldungen für Gruppen und Krippenführungen im Pfarrbüro, Telefon: 0251-6 45 16.