Am Sonntag, den 13. März 2016, fand unter der Leitung von Eva Fahmüller, Ursula Niederberghaus und Pastoralreferent Jan-Christoph Horn ein Oasentag der Kleinen christlichen Gemeinschaften statt, von denen 6 Gruppen vertreten waren. Begonnen wurde mit der Eucharistiefeier um 10.30 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche. Im Anschluss daran versammelten sich die 18 Teilnehmer*innen zum gemeinsamen Mittagessen im Kettelerhaus, zu dem jede*r der Teilnehmenden etwas mitgebracht hatte.
Nach einer Ankommensrunde startete Jan-Christoph Horn zunächst mit einem Impuls, in dem er das Motiv und den Sinn des Fastens noch einmal aufnahm und mit Gedanken von Andreas Boppart aus dem Buch „Unfertig“ ergänzte: Boppart geht es darum, dass Jesusnachfolge nichts für „Perfekte“ oder besonders berufene Menschen ist, sondern für jede und jeden von uns möglich, eben mit unserer persönlichen Begrenztheit.
Nach diesem Impuls standen zwei biblische Methoden im Mittelpunkt, die auch für die Arbeit in den Kleinen Christlichen Gemeinschaften genutzt werden kann: Die Lectio Divina zu Joh 8 (dem Tagesevangelium: Jesus und die Ehebrecherin) und einem Bibliolog zu Mk 12 (Das Opfer der armen Witwe).
Mit „Lectio Divina“ ist eine Form des Lesens gemeint, die das Evangelium betend liest und dem Raum gibt, was sich jeder und jedem Einzelnen in der Zeit des Lesens offenbart. Eingeleitet wurde diese Zeit der Auseinandersetzung daher auch mit einem einführenden Gebet und einem Liedvers („Schweige und Höre“). Der Text wurde 2x gehört; nach einer Zeit des Schweigens wurde reihum jeder Satz von einer anderen Person gelesen. Dadurch verliehen alle dem Evangelium ihre unverwechselbare Stimme. Nach einer weiteren Zeit des Schweigens wechselten alle ihre Stühle, um von auch körperlich eine andere Position einzunehmen und zu schauen, ob es in der Begegnung mit dem Text eine Veränderung gibt. Nach einer letzten Zeit des Schweigens hatte jede*r die Möglichkeit, ein Wort oder einen Satzteil zu sagen, der ihn*sie besonders angesprochen hatte.
Nach einer kleinen Pause ging es schließlich mit der zweiten Form, dem Bibliolog weiter. Diese Methode aus der jüdischen Midrasch-Tradition zeichnet aus, dass sich die Teilnehmenden mit den verschiedenen Rollen und Personen identifizieren, von denen die Geschichte erzählt. Nach dem Lesen des Evangeliums wurden diese Personen interviewt: Was bewegt sie? Wie fühlen sie sich? Was denken sie, was führt sie an diesen bestimmten Ort? Die Gruppe hatte durch die Identifizierung mit den Personen die Möglichkeit, auf diese Fragen zu antworten und den Personen und Rollen der Geschichte eine besondere Lebendigkeit zu verleihen.
Mit einer kurzen Gebetseinheit endete schließlich der Besinnungstag, der nicht nur durch die Elemente der Stille und Begegnung eine Bereicherung war, sondern auch durch die neuen Methoden mit der Bibel, die auch in den Kleinen Christlichen Gemeinschaften durchgeführt werden können.
Text: Monika Wittmann, Pastorale Mitarbeiterin