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Termine

Mauritzschüler bauen Miniatur-Orgel in einer Stunde

Projekt „Orgel-Kids“ führt Grundschüler an das Instrument heran

von Ann-Christin Ladermann, Bischöfliche Pressestelle

„Wir bauen jetzt in einer Stunde eine richtige Orgel.“ Niklas Piels Ankündigung sorgt für große Augen bei den Viertklässlern der Mauritz-Grundschule in Münster. In der gleichnamigen Kirche haben sich der Kirchenmusiker und die 23 Schülerinnen und Schüler mit Lehrerin Christina Finkennest versammelt, in der Mitte eine Kiste mit großen und kleinen Holzteilen, feinen Metallstäbchen und jede Menge Pfeifen. Wie aus den 128 Einzelteilen eine funktionierende Orgel entstehen soll, ist den Mädchen und Jungen noch ein Rätsel – aber ihre Neugier ist geweckt. Und genau das möchte Niklas Piel erreichen: Der 25-Jährige hat sich den Bausatz von der Kulturstiftung Marienmünster geliehen. „Orgel-Kids“ heißt das Projekt, das 2009 in den Niederlanden gegründet wurde und sich mittlerweile mit 75 Orgeln in 15 Ländern weltweit verbreitet hat.

Aus Sicht von Niklas Piel ist das Projekt ideal, um einen ersten Kontakt zum Instrument herzustellen – ein Thema, das auch das Bistum Münster betrifft: „Während die normale Orgel in der Kirche für Kinder oft etwas unnahbar ist, weil sie weit entfernt und riesig ist, werden bei den ‚Orgel-Kids‘ Hemmschwellen überwunden. Sie können sehen, wie eine Orgel gebaut wird, wie sie funktioniert und vor allem können sie selbst mitmachen.“ Jede Schülerin und jeder Schüler wird mit einbezogen, das ist Niklas Piel wichtig. „Nur so werden sie ganz praktisch an das Instrument herangeführt“, sagt er.

Gemeinsam setzt er mit den kleinen Orgelbauern zunächst den Rahmen zusammen und sortiert die einzelnen Tasten. Dann sind Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt: Um den Wind in die richtige Pfeife zu schicken, muss jede Taste mit einem Ventil der Windlade verbunden werden. Zwei Freiwillige sind schnell gefunden. Sie haken die Metallstäbchen in die jeweiligen Ösen ein.

Ein Raunen geht durch die Reihen, als Piel jedem Kind eine Orgelpfeife in die Hand drückt. „Die sieht aus wie eine Blockflöte“, ruft ein Mädchen. Damit liegt sie gar nicht so verkehrt, wie der Kirchenmusiker erklärt: „Wenn wir die Orgel hören wollen, brauchen wir Pfeifen. Und jede Pfeife erzeugt einen anderen Klang.“ So klängen die gedeckelten Pfeifen beispielsweise tiefer als die anderen. Schnell haben die Schüler die Pfeifen nach ihrer Größe sortiert und sie in die Vorrichtung eingebaut. Schließlich fehlt noch der sogenannte Magazinbalg: „Um genügend Luft in die Orgel zu bekommen, gibt es einen Vorratsraum für den Wind“, verdeutlicht Niklas Piel. Als auch dieser seinen Platz in der Miniatur-Orgel bekommen hat, ist das Instrument mit zwei Registern und zwei Oktaven spielbereit. Doch dafür braucht es zwei Personen: Alle Finger schnellen in die Höhe. „Ihr kommt alle dran“, verspricht der Kirchenmusiker. Während ein Kind händisch die beiden Blasebälge betätigt und dadurch Luft erzeugt, drückt ein anderes die Tasten. Tosender Applaus kommt auf, als die ersten Töne im Kirchenraum erklingen.

„Die Kinder sollen die Orgel als Musikinstrument kennenlernen und erfahren, dass es eine faszinierende Geschichte hat“, sagt Piel, der zwischendurch Informationen einfließen lässt. Dass die erste Orgel schon 300 vor Christus gebaut wurde, kann sich Lilli Jungkamp gar nicht richtig vorstellen. „Das ist schon ganz schön lange her“, sagt die Neunjährige, die selbst Blockflöte spielt und bald Schlagzeug lernen möchte. Die Schülerin hatte große Freude daran, die kleine Orgel zusammenzubauen. Etwas hat sie besonders überrascht: „Ich wusste nicht, dass die Orgel nur mit Luft funktioniert.“ Für Maximilian Vaske kommt der Höhepunkt zum Schluss, als Niklas Piel sich an die große Orgel in der Mauritzkirche setzt und spielt. „Die hat so viele verschiedene Klangfarben hat – toll!“, ist der Neunjährige begeistert. Er kann sich durchaus vorstellen, selbst einmal Orgel zu spielen – mit Klavier fängt er bald schon an.

Niklas Piel wird das Projekt „Orgel-Kids“ noch mit weiteren Grundschulklassen durchführen, ehe er den geliehenen Bausatz wieder abgeben muss. „Wenn das Projekt Erfolg hat, werden wir überlegen, wie wir mit solch einem Bausatz weiter arbeiten können“, gibt Ulrich Grimpe, Leiter des Referats Kirchenmusik im Bischöflichen Generalvikariat, einen Ausblick.

Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann