Die Definition dessen, was "Pfarrei" ist, meint nicht nur gemeindliche Kirchorte und Einrichtungen, sondern auch die Präsenz weiterer kirchlicher Orte auf ihrem Gebiet. Neben Ordensgemeinschaften und caritativen Einrichtungen kommt nun das "Haus der Verbände" an der Schillerstraße hinzu. Ein Haus für die Zukunft auf dem Boden der Vergangenheit.
Riesige 600 Quadratmeter groß war der Saal, den der Katholische Arbeiterverein früher an der Schillerstraße nutzte: Hier, auf dem Grundstück neben dem Exerzitienhaus gelegen, wurde es für Versammlungen, wie jene nach der Einweihung der Herz-Jesu-Kirche im Jahr 1900 oder für Konzerte genutzt. 1927 war der Saal auch Notkirche, bis St. Elisabeth fertiggestellt war. Mit der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg endete diese Ära, der Jahrzehnte als schnöder Parkplatz neben dem Kettelerhaus folgten. Doch auch das ist jetzt Geschichte: Das künftige „Haus der Verbände“ nimmt seit vier Monaten konkrete Gestalt an.
Mitten im Hansaviertel gelegen komplettiert dieses Haus mit seinen elf katholischen Verbänden und drei weiteren christlichen Organisationen als Mieter das große Areal des Kettelerhauses mit seinen sozialen Einrichtungen: Die Bischof-Hermann-Stiftung, die sich seit Jahrzehnten um Menschen am Rande der Gesellschaft kümmert, ist als Bauherrin aufgetreten und hat, vom Bistum beraten, das rund 5,4 Mio. teure Gebäude geplant, das jetzt sein Richtfest feierte. Christophorus-Heim und sozialtherapeutische Wohngruppen sowie Jugendwohnen gehören zu den Aufgaben, um die sich die Stiftung kümmert. Dass im künftig vermieteten Haus nun das Dachgeschoss Wohnraum für ehemals obdachlose Menschen entsteht, passt auch in dieses Konzept, Dieses wichtige Zusammenleben unter einem Dach hob auch der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Generalvikariat, Pater Manfred Kollig, beim Richtfest am 21. September besonders hervor.
Unter einem Dach wollen verschiedene Jugend- und Erwachsenenverbände und diözese Organisationen ab Mai 2016 kurze Wege und wirtschaftliche wie inhaltliche Synergie-Effekte nutzen – von gemeinsamen Besprechungsräumen bis zu neuen Aufgabenstellungen ist hier alles möglich. Die bisher übers Stadtgebiet verstreut verorteten Organisationen haben ab dem kommenden Jahr ein neues Zuhause – mitten in der Kirchengemeinde Sankt Mauritz. Inwieweit das Haus der Verbände nur auf dem Gebiet der Pfarrei gelegen ist oder es auch Berührungspunkte geben wird, bleibt auszugestalten.
Die künftigen Mieter des Hauses:
Katholische Arbeitnehmerbewegung im Bistum Münster (KAB), Junge Gemeinschaft (Familienverband im Bistum), Christliche Arbeitnehmerinnenjugend (CAJ-Diözesanverband), Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV), Familienverbund der Katholiken im Bistum, Katholische Frauengemeinschaft (kfd-Diözesanverband), Pax Christi (internationale Friedensbewegung im Bistum), Kolpingwerk (Diözesanverband), Katholische Junge Gemeinde (KJG-Diözesanverband), Bund der St. Sebastianus-Schützenjugend (BdSJ-Diözesanverband) sowie die Katholische Studierende Jugend (KSJ-Diözesanverband).
Hinzu kommen die Christliche Initiative Romero, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie die Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW.
Text und Fotos: Heike Hänscheid