Unter den Engelscharen im Himmel befand sich ein Engel, den der Oberengel noch nie mit einer Botschaft zu den Menschen geschickt hatte. Und doch wäre der gar zu gern einmal auf die Erde geflogen, um zu wissen, wie es dort unten zugehe. Als es wieder einmal Advent wurde, sprach der Oberengel zu ihm:" Ich weiß um deine Sehnsucht; begib dich auf die Erde zu den Menschenkindern. Zum Weihnachtsfest im Himmel aber musst du wieder zurück sein.
Freudig breitete der Engel seine Flügel aus und schwebte hinunter zur Erde. Er kam in eine große Stadt und staunte über die vielen Menschen, die die Straßen bevölkerten; es war ja die Zeit der Weihnachtseinkäufe. Überall wimmelte es von Leuten, die geschäftig durch die Straßen hasteten. Alle schienen es furchtbar eilig zu haben. Als nun der Engel genauer hinsah und in ihre Gesichter schaute, erschrak er und wurde sehr traurig, denn er erblickte nur ernste Gesichter und angespannte Mienen. Kaum einer sprach mit dem anderen, keiner grüßte oder lachte. Sie taten ihm Leid. „Ich muss ihnen ein wenig zur Freude verhelfen“, dachte er. Sachte berührte er eine Frau, die mit Einkaufstaschen bepackt an ihm vorüber wollte und sprach ihr einen freundlichen Gedanken in die Seele.
Da begann ihr Gesicht zu leuchten vor Freude, und sie konnte nicht anders, als den Menschen zuzulächeln, die ihr entgegenkam. Diese wiederum waren erstaunt und erfreut von einem wildfremden Menschen so freundlich behandelt zu werden. Ihre ernsten Mienen lösten sich, und auch sie konnte nun nicht anders, als selber zu lächeln und freundlich zu sein, so pflanzte sich Freude und Freundlichkeit fort wie eine Lichterkette und steckte die anderen an.
Als der Engel wieder In den Himmel zurück gekehrt war, erzählte er dem Oberengel was er erlebt hatte. Da lächelte der Oberengel ihm gütig zu und sagte:" Gut hast du das gemacht, sehr gut! Nichts Besseres hättest du tun können; denn es gibt nichts Wichtigeres und Schöneres, als anderen Freude zu bereiten und Liebe zu schenken. Von heute an sollst du „Adventsengel“ heißen!“
Wir können auch Adventsengel sein für andere, Freude machen und Liebe schenken. Und mag es auch noch so wenig sein. Immer werden dann zwei glücklich sein; derjenige, der gibt und der, der empfängt! Probiert es aus in der Zeit des Wartens.
(Foto: Sandsteinfigur aus dem Mainzer Dom, um 1239)
Passend dazu ist das ADVENTS-SCHAUFENSTER im sog. Tempelchen (St.-Mauritz-Freiheit 23/ Nebengebäude des Pfarrhauses) gestaltet. Zum Vergrößern der Fotos bitte die Fotos anklicken.