Statt „Sommerkultur“ gab es diesmal auch einen „Winterzauber“ – veranstaltet von der Initiative 60 Plus, Älter werden in Mauritz-Ost
Margarete und Norbert Kohlmann lasen aus dem Buch von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder „Alte Liebe“ – Alte Liebe rostet nicht. Aber die Zeit ist an Lore und Harry nach 40 Jahren Ehe nicht spurlos vorbeigegangen – im Mittelpunkt stehen die Gedanken und der Dialog eines Ehepaares, das nach 40 gemeinsamen Jahren die eigenen Fehler und natürlich noch besser die des anderen kennt. Lore, die glaubt in ihrem Job in der Lesebücherei unersetzbar zu sein und Angst hat, mit Harry – frisch pensioniert, der sich mit mehr als einem Bier in die Gartenarbeit zurückzieht, nur noch untätig im Garten zu sitzen. Sie bedauert, dass die gemeinsamen Unternehmungen – wie Kinobesuche, Reisen – aufgehört haben und Harry nicht einmal zu den von ihr organisierten Leseabenden mitkommt. In dem Gespräch mit den selbstironischen Einschätzungen und Dialogen wird sich manch einer wiedererkennen und sie nachempfinden können.
Auslöser der Selbstgespräche und der Diskussionen zwischen dem Ehepaar ist die Einladung nach Leipzig zur 3. Hochzeit ihrer Tochter Gloria, die einen steinreichen Industriellen heiraten will, der auch noch ihr Vater sein könnte. Wie konnte es so weit kommen? Die Frage: Was haben wir falsch gemacht in unserer Erziehung? Wir haben ihr doch alle Freiheiten gelassen. Nur in einem sind sich die Alt-Achtundsechziger einig: Ihre Tochter Gloria hat alles nur Mögliche in ihrem Leben falsch gemacht! Trotz Harrys anfänglicher Weigerung zu dieser Hochzeit zu fahren – schließlich doch der Entschluss, gemeinsam zur Hochzeit zu fahren,– die trotz 3. Ehe in Weiß und mit allem Luxus gefeiert wird – „sie ist ja schließlich unsere Tochter“. Und es gelingt ihnen am Ende sogar trotz aller Kritik, den Luxus – z. B. die Hotelsuite und die überdimensionierte Badewanne – gemeinsam zu genießen.
Doch bei allem äußeren Glanz bleibt für sie immer wieder die Frage: ist unsere Tochter glücklich? Es scheint, als ob die Eltern trotz aller Zweifel und Kritik letztendlich das Wohl ihrer Tochter im Blick behalten. Und die beruhigende Antwort gibt ihnen etwas Trost: aber sie ist jetzt versorgt.
Wie natürlich und lebensecht die Dialoge und Szenen empfunden wurden, zeigte sich in der Pause, als das Ehepaar Kohlmann klarstellen musste, dass es sich nicht um die Geschichte ihrer Ehe handele.
Eine gelungene amüsante, aber auch nachdenklich stimmende Lesung – eine gut besuchte Veranstaltung und eine wunderbare Atmosphäre mit Kaffee und Kuchen dank des Teams 60+.