Es gebe bestimmte Bilder und Worte für Wünsche und Sehnsüchte, so Pastor Andreas Fink im Gottesdienst zur Eröffnung der neuen Kunstausstellung in der Erphokirche. „Glück, Liebe, Reichtum, Himmel – und eben ,Paradies‘“. Für die Flüchtlinge etwa erscheine unsere westliche Welt als das Paradies, aber: „Wir wissen nur zu gut: Von wegen Paradies“. In dieser Spannung zwischen dem erträumten Paradies und der Wahrnehmung der Realität präsentieren sich die Werke der 61 beteiligten Künstlerinnen und Künstler, die nun bis zum 3. April im Gotteshaus an der Ostmarkstraße zur Auseinandersetzung einladen.
In seiner Predigt in der bis über den letzten Stuhl hinaus besetzten Kunst- und Kulturkirche beleuchtete Andreas Fink das Paradies aus einem ungewohnten Blickwinkel. In der Geschichte vom Garten Eden seien Adam und Eva wie große Kinder – umhegt, umsorgt, Gott kümmert sich um Nahrung und Frieden. „Sie sind zwar der Mittelpunkt ihrer Welt, aber eben auch unerwachsen“. Das eigene Leben im Gegensatz dazu zu gestalten und zu verantworten, die Welt zu einem lebenswerten Ort zu machen und Gottes Nähe auch in diesem vergänglichen Leben zu spüren, das sei die Aufgabe des Menschen, so deutete es Fink. Und das Paradies? „Gott nimmt am Ende das Leben an, das der Mensch gestaltet und verantwortet hat“, nahm der Prediger Bezug auf Jesu Todesstunde, in der er – am Ende der eigenen Kraft – seinem Vater die Vollendung überlässt.
Die ungewohnte Bestuhlung des Kirchenraumes, die paradiesisch-musikalische Gestaltung des Gottesdienstes durch die PEP-music und die Bilder, Installationen und Skulpturen im Blickfeld der Mitfeiernden sorgten für ein Gefühl des Besonderen an diesem ersten Fastensonntag. Dazu gehörten nach der Messe auch die Aussagen am Stehtisch bei einer kleinen Talkrunde mit Hauptorganisatorin Ortrud Harhues zu Paradiesvorstellungen und zum Verhältnis von Kunst und Kirche. Doch dann gehörte die Erphokirche den Neugierigen: Gemeinsam mit den zahlreich anwesenden Künstlerinnen und Künstlern, allein mit der Kamera oder im Pulk mit Bekannten wurden die Objekte erforscht, diskutiert, hinterfragt.
Es sei die politischste Ausstellung, die es jemals in der Reihe gegeben habe, so hatte Ortrud Harhues einladend gesagt. Die Bandbreite der kreativen Auseinandersetzung mit dem Thema „von wegen Paradies“ gibt ihr Recht und lädt ein, sich zum Beispiel bei den öffentlichen Führungen (23. Februar, 2., 10., 18., 20., 25. und 28. März, jeweils um 16 Uhr) auf vielerlei vielleicht noch Unentdecktes hinweisen zu lassen. Auch das weitere Rahmenprogramm bietet Chancen, sich dem weiten Feld des „Paradies-Themas“ von verschiedenen Seiten zu nähern.
Text und Fotos: Heike Hänscheid