Vortrag von Prof. Dr. Gerd Althoff im Kath. Bildungsforum St. Mauritz/Konrad am 21.09.2020
Wie kommt St. Mauritz nach Münster? Eine Frage, die sich gerade anlässlich des Jubiläums 950 Jahre St. Mauritz stellt, und so die Veranstaltung des Bildungsforum mit dem Programm des Pfarrjubiläums verbindet.
In einem spannenden und bebilderten Vortrag in der Mauritzkirche fand Prof. Dr. Gerd Althoff, Emeritus für Mittelalterliche Geschichte an der WWU Münster, eine Antwort auf diese Frage und stellte sie in den Kontext der Mauritiusverehrung überhaupt. Die Mauritiuslegende erzählt vom Martyrium einer römischen Truppeneinheit, die unter der Bezeichnung „Thebäische Legion“ bekannt geworden ist. Dass Theben in Ägypten liegt, erklärt die traditionelle Darstellung des Mauritius als dunkelhäutiger römischer Soldat, der die Truppe anführte. Nachdem die christlichen Soldaten ein heidnisches Opfer verweigert hatten, sollen sie unter Kaiser Maximian um 286 getötet worden sein. Ihre Verehrung verbreitete sich von Burgund ausgehend in ganz Westeuropa, aber auch im ostfränkisch-deutschen Reich. Vor allem Otto der Große (912-973) erwärmte sich für die Mauritiusverehrung; er macht ihn zu seinem persönlichen Patron. So gelangten im 10. Jahrhundert Mauritius-Reliquien in das ottonische Reich, wo er zum Reichsheiligen aufstieg. Zentrum der Verehrung war Magdeburg. Noch heute wird dort Mauritius - neben Norbert von Xanten - als Bistumspatron verehrt.
In späterer Zeit (ab dem späten 11. Jahrhundert) kam es auch zu einer - bis heute nicht vollständig erklärbaren - Verbindung des heiligen Mauritius mit der Hl. Lanze, einem Reliquiar in Form einer Lanze, die der Überlieferung nach Nägel des Kreuzes Christi enthielt. Die Hl. Lanze - nun Mauritiuslanze genannt - hatte als Teil der Reichsinsignien größte Bedeutung und trug zur weiteren Verbreitung des Mauritiuskultes bei.
Doch wie kam dieser Kult nach Münster? Die Antwort ist in Magdeburg zu suchen, wie Professor Althoff ausführte: „Die Mauritius-Verehrung und die Mauritius-Reliquien in Münster verdanken sich Bischof Friedrich von Münster, der 1084 starb und in dieser Kirche begraben ist [...]. All dies ist kein Zufall, denn der Bischof Friedrich kam aus Magdeburg nach Münster, wo er zuvor Angehöriger des Domkapitels gewesen war. Er brachte also seinen Magdeburger Patron mit nach Münster, wohin er 1064 als Bischof berufen worden war.“
Der gut besuchte Vortragsabend - zugleich der Vorabend des Mauritiusgedenktages - endete mit einer kurzen, musikalisch vom Gesangsensemble HörBar und dem Stiftstrompeter Thomas Stählker gestalteten Andacht und dem Singen des Mauritiusliedes.
Dr. T. Voßhenrich/P. Externest/Dr. M. Althaus