Aus der Geschichte des Stifts Sankt Mauritz
18. APRIL: GEDENKTAG DES STIFTSGRÜNDERS BISCHOF FRIEDRICH I., GRAF VON WETTIN, BISCHOF VON MÜNSTER (1064-1084)
Im Memorienbuch des Kollegiatstifts Sankt Mauritz ist der 18. April als der Tag vermerkt, der im besonderen Gedenken an Bischof Friedrich I., den Begründer des Stifts, begangen wurde. Ob dieser Tag sein Geburtstag oder sein Todestag war, ist nicht überliefert. Memorien waren gottesdienstähnliche Feiern, in denen für das Seelenheil einer oder eines bestimmten Verstorbenen gebetet wurde. Diese frommen Gedenken hatte ihre Grundlage in einer Stiftung, die diese Menschen zu Lebzeiten den Kanonikern übergaben und aus deren Zinsen der Priester bezahlt wurde und Gelder, sog. Praesentien, an die Teilnehmer dieser Memorienfeier ausgegeben wurde oder ein Betrag für die Armenfürsorge aufgewendet wurde. Man kann sich ausmalen, wie festlich die jährlichen Gedächtnisfeiern am 18. April für den Gründer des Stifts mit Gebet und mehrstimmigem Gesang der Kanoniker sicher gehalten wurden.
Im Bistumsarchiv ist unter den Beständen des Pfarrarchivs von St. Mauritz ein Exemplar dieses Memorienbuchs aus dem frühen 16. Jahrhundert erhalten. Für das gesamte Kirchenjahr sind darin die Namen aller Verstorbenen aufgeführt, die dem Stift einen Geldbetrag vermacht hatten, mit dem ihre Memorien für Jahr- und Jahrhunderte gesichert wurden.
Heute gedenken wir nicht mehr des Stiftsgründers sondern des Patrons der Stifts- und Pfarrkirche, dem heiligen Mauritius, an seinem Gedenktag, dem 22. September. Denn der Besitz, der aus der Stiftung des geistlichen Kollegiats durch Bischof Friedrich mit den Jahrhunderten erwuchs, ist durch die staatlich verordnete Aufhebung aller Klöster und geistlichen Stifte 1811 bis auf die Kirche an den Staat übergegangen. Im diesjährigen Jubiläumsjahr 2020 wollen wir uns aber an diesen besonderen Eintrag im Memorienbuch des Kollegiatstifts Sankt Mauritz erinnern.
Wegen der Coronakrise wird ein gemeinsames Gedenken in einem Gottesdienst nicht möglich sein. Doch ist es auch in diesen Tagen durchaus möglich, in der Erphokapelle mit einer Kerze des Stiftsgründers Bischof Friedrichs zu gedenken, wo auch sein Sarkophag steht.
Dr. Elisabeth Hemfort