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Besuch von Erzbischof John Baptist Odama aus Gulu, Norduganda

Erzbischof Odama aus Gulu, der anlässlich der aktuellen Misereor-Fastenaktion in Deutschland ist, hatte gute Nachrichten für die Pfarrei Sankt Mauritz in Münster: Er wird ihre Partnergemeinde St. Mauritz Obiya bei Gulu in Norduganda noch in diesem Jahr zur selbständigen Gemeinde ernennen

Die Mauritzkirche war voll, als der Erzbischof aus Norduganda mit Pfarrer Martin Sinnhuber und Pastor Sylvester Ihuoma von der afrikanischen Gemeinde am Mittwochabend in die Kirche einzog und die Abendmesse feierte. Das Motto der diesjährigen Misereor-Fastenaktion "Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen"  bestimmte die Texte und Gebete der Messe und war auch das Leitmotiv der Predigt, die Erzbischof Odama auf Englisch hielt und die von seiner Dolmetscherin für die Gemeinde übersetzt wurde; das Vater unser betete er in seiner Muttersprache, Luo. Die musikalische Gestaltung der Messe lag in den Händen des Organisten Henning Schoon und des Stiftstrompeters von Sankt Mauritz Thomas Stählker und unterstrich den feierlichen Charakter.

Im Anschluss an die Messe waren alle zum Informations- und Begegnungsabend im Pfarrheim herzlich eingeladen – und es wurde voll. Der Kirchenchor St. Mauritz unter Leitung von Stephan Beck begrüßte den hohen Gast mit Gesängen aus der Gospelmesse Body and Soul, der Vorsitzende der Uganda-Hilfe St. Mauritz, Ulrich Schmitz-Hövener, mit freundschaftlichen Willkommensworten.

Odama dankte der Gemeinde ausdrücklich für ihr segensreiches Engagement in Norduganda und die nachhaltige Unterstützung des Projektes St. Mauritz Obiya. Er beabsichtigt, noch in diesem Jahr St. Mauritz Obiya zur selbständigen Gemeinde zu ernennen und will Cyprian Odongo, den derzeitig dort tätigen Priester, der im Sommer 2013 noch Gast der Pfarrei Sankt Mauritz in Münster war, fragen, ob er der zukünftige Gemeindepfarrer werden möchte. Für diese Ankündigung erhielt der Erzbischof zustimmenden Applaus und Odama lud alle Anwesenden nach St. Mauritz Obiya in Uganda ein. 

Darüber hinaus unterstrich Odama, wie wichtig Wasserversorgung und Bildung in seiner Heimat seien; die Uganda-Hilfe St. Mauritz hat über nunmehr Jahrzehnte genau hier angesetzt und in St. Mauritz Obiya neben einer Medizinstation mehrere Schulen und einen Kindergarten gebaut und Pumpen für sauberes Wasser gesponsert. Wasser und Bildung sind auch die Aspekte, die bei der diesjährigen Misereor-Fastenaktion im Mittelpunkt stehen. Misereor will erreichen, dass wir hier uns bewusst machen, dass auch wir an der Situation im fernen Uganda unseren Anteil haben, wenn wir z.B. die billigen Rosen im Supermarkt kaufen, die in der Umgebung von Kampala auf kilometergroßen Feldern angebaut werden und allen Kleinbauern in der Gegend das Wasser abgraben.

Erzbischof Odama ist weiterhin für seine Friedensarbeit bekannt, ohne ihn gäbe es wohl noch immer keinen Frieden in Norduganda. Von seinen Treffen und „Gesprächen“ mit dem Rebellenführer der LRA, Joseph Kony, zeigte Odama ein paar eindrucksvolle Fotos: Zusammen mit führenden Vertretern anderer Religionen ist er wiederholt Kilometer durch den tiefsten Busch gelaufen um Kony von Angesicht zu Angesicht zu sagen: stop fighting, stop killing – beende das Kämpfen und das Töten, jeder Mensch ist wertvoll. Zwar habe Kony nicht auf alle seine Ratschläge gehört, sagte Odama augenzwinkernd, aber immerhin hat es 2008 zu einem wenn auch fragilen Friedensabkommen gereicht; seitdem ist in Norduganda kein Bürgerkrieg mehr. Die Region Ostafrika allerdings ist nach wie vor in heftige blutige Kämpfe verstrickt.

Zum Umgang mit Homosexualität in seinem Heimatland und zu den aktuellen Gesetzen,  die Homosexualität unter drakonische Strafen stellen, befragt,  erklärte er, man müsse einander zuhören und das Thema „mit Ruhe und Reife“ behandeln. Aus Ausgrenzung und Hetzjagd entstehe Gewalt und dazu dürfe es nicht kommen. Nur durch Dialog könne man auch in dieser Frage weiterkommen;  Aggressionen seien auch hier nicht hilfreich.

Wer Erzbischof Odama an diesem Abend in Sankt Mauritz begegnet ist, hat einen besonnenen Mann kennengelernt, der die globale Verknüpfung der Probleme sieht und sich immer wieder in den Dienst seines Landes stellt, um dort die Not zu lindern. Misereor hat einen beeindruckenden Vertreter der Fastenaktion "Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen" gefunden.

Sabine Schmitz-Hövener